Oberkasseler Mahnmal

Gedenkstätte Oberkassel: Vom „Kriegerdenkmal“ 1932 zum „Mahnmal“ heute

Durch das beispiellose Ausmaß der Opfer des Ersten Weltkrieges 1914 – 1918 war in Oberkassel fast jede Familie betroffen. Wie im gesamten Siebengebirgsraum wuchs auch hier zu Beginn der 20er Jahre das Bedürfnis, eine Gedenkstätte für die vielen Gefallenen und ein sichtbares Mal der Trauerbewältigung zu errichten. Angesichts der unerwarteten, noch nicht verkrafteten Niederlage und der als Demütigung empfundenen Bedingungen des Versailler Vertrages konnte – in der Vorstellung der damaligen Zeit – dem „Opfertod“ der Soldaten nur durch die Überhöhung zu „gefallenen Helden“ einen nachträglichen Sinn gegeben werden, genährt von der Fiktion „im Felde unbesiegt“. Das „Kriegerdenkmal“ sollte ein „würdiges Ehrenmal“ werden: eine bewusst gebrauchte Bezeichnung als eine „Dankespflicht“ der Gemeinde für ihre gefallenen Väter, Söhne und Brüder „der Heimat Oberkassel“.

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Umbenennung des ehemaligen „Kriegerdenkmals Oberkassel“

Auf der Sitzung der Bezirksvertretung Beuel am 25.9.2019 stand der Antrag des Heimatvereins Bonn-Oberkassel auf der Tagesordnung, das „Kriegerdenkmal“ in „Mahnmal“ umzubenennen.

Die Ausgangslage war folgende: Offiziell trägt das Denkmal seit 1932 den Namen „Kriegerdenkmal Oberkassel“. Im Volksmund heißt es seit dieser Zeit „Ehrenmal“. Das Ehrenmal ist immer auch als ein „Mahnmal“ aufgefasst worden, worauf der zentrale Gedenkspruch auf der Stele „Den Toten zum Gedenken, den Lebenden zur Mahnung“ hinweist. In diesem historischen und begrifflichen Zusammenhang ist der Antrag des Heimatvereins Bonn-Oberkassel zu verstehen.

Die Mitglieder der Bezirksvertretung Beuel beschlossen am 25.9.2019, die Gedenkstätte zukünftig „Ehren- und Mahnmal Oberkassel“ zu benennen.

Der Beschluss ist als ein Kompromiss zu sehen zwischen der im Volksmund verfestigten Begrifflichkeit „Ehrenmal“ und dem auf dem Denkmal benutzten Begriff „Mahnung“. Damit entfällt der bisherige Name „Kriegerdenkmal Oberkassel“.


27. September 2019
Ergänzungsblatt der Stadt Bonn [»]

Sehr geehrter Herr Freistedt,
sehr geehrter Herr Dr. Kötting,
sehr geehrte Damen und Herren,

im beigefügten Ergänzungsblatt ist das Votum der Bezirksvertretung Beuel vom 25.09.2019 dokumentiert. Mit dieser Entscheidung ist das in § 24 der Gemeindeordnung für die Beratung von Bürgeranträgen festgelegte formelle Verfahren abgeschlossen.

Für weitere inhaltliche Fragen stehen Ihnen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Fachverwaltung zur Verfügung. Soweit erforderlich vermitteln wir den entsprechenden Kontakt.

Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag

Bundesstadt Bonn
Dezernat OB

 


Fehlende Namen

Vier Namen sind an dieser Gedenkstätte nicht genannt: ein Opfer der jüdischen Verfolgung sowie drei weitere Opfer der Euthanasie der Nationalsozialisten.

Die Jüdin Sofie Israel wurde 1861 in Oberkassel geboren. Bis 1939 lebte sie in der Königswinterer Straße 587. Am 23. Mai 1939 verkaufte sie ihr Haus und zog zunächst nach Köln, um im Dezember 1939 schließlich ins Altenheim Sankt Joseph-Kloster in Geislar zu ziehen. Sie wurde am 16. Juni 1942 von Köln-Deutz aus ins Konzentrationslager Theresienstadt verschleppt und verstarb dort am 28. Oktober 1942. Dass Sie auf dieser Mauer nicht verewigt wurde, liegt in einer Bitte der jüdischen Gemeinde begründet, die wir respektiert haben. Um ihr zu gedenken, wurde bereits im Jahr 2008 ein Stolperstein vor ihrem Hause verlegt. Achten Sie doch beim nächsten Gang am Hause Königswinterer Straße 587 einmal darauf.

Auf Initiative des Rhein-Sieg-Kreises und des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) läuft seit einigen Monaten ein groß angelegtes Projekt mit dem Ziel, die Medizinverbrechen im Bereich des Rhein Sieg Kreises zur Zeit des Nationalsozialismus aufzuklären. Die Ergebnisse wurden erst im August dieses Jahres veröffentlicht, und so war es uns nicht mehr möglich, die folgenden Oberkasseler Opfer auf der neu errichteten Mauer mit aufzuzählen: Katharina Kreutzer 1941 ermordet in Hadamar, Josef Nolden 1941 ermordet in Hadamar sowie Ottilie Elbers 1944 gestorben in der Anstalt in Lüben/Schlesien. Auch dies sind Opfer der sinnlosen Gewaltherrschaft, die unsere Heimat ertragen musste.


Umbenennung in „Mahnmal“

Der Vorsitzende des Heimatvereins Bonn-Oberkassel e.V. hat an die Untere Denkmalbehörde der Stadt den Antrag gestellt, den von der Denkmalbehörde geführten Begriff „Kriegerdenkmal Oberkassel“ – bzw. im heutigen Sprachgebrauch „Ehrenmal“ – in „Mahnmal“ umbenennen zu dürfen. Das Amt fühlt sich dafür nicht zuständig und verweist auf das Stadtarchiv oder das Kulturamt. Der Vorstand wird die Umbenennung weiter verfolgen und von sich aus nunmehr den Begriff „Mahnmal“ verwenden. In seiner Sitzung am 10. Mai 2019 hat der Vorstand des Heimatvereins Bonn-Oberkassel e.V. dies einstimmig beschlossen.


17. Mai 2019
Schreiben an das Kulturamt der Stadt Bonn [»]


Reaktion des Bürgerbüros Bonn

Sehr geehrter Herr Freistedt,
sehr geehrter Herr Dr. Kötting,
sehr geehrte Damen und Herren,

Ihr Bürgerantrag ist am 21.05.2019 bei der Stadtverwaltung eingegangen, er wird in der Bezirksvertretung Beuel beraten. Die nächste Sitzung findet statt am Mittwoch, 19.06.2019, um 17 Uhr im Rathaus Beuel. Bitte merken Sie sich diesen Termin schon einmal für eine Teilnahme vor. Die Sitzungen der politischen Gre­mien finden grundsätzlich öffentlich statt. Die Tagesordnung ist 14 Tage vor Sitzungsbeginn im Rats-Informationssystem (Bo-Ris) für Sie einsehbar, sie wird nicht gesondert zugesandt. Das zuständige Fachdezernat ist über die Einzelheiten Ihres Anlie­gens informiert, um die für die Beratung notwendige Stellungnahme der Verwaltung vorzubereiten.

Ihr Bürgerantrag ist unter der Drucksachen-Nr. 1911622 [»] archiviert.

[…]


Erweiterung des Oberkasseler Mahnmals um die Namen der Opfer der Zweiten Weltkrieges

Die Erweiterung des Oberkasseler Mahnmals (im Sprachgebrauch Ehrenmal) ist abgeschlossen. Das Vorhaben wurde bereits seit den 1960er Jahren verfolgt und ist nun mit nur drei Jahren Vorlauf durch die Fördergelder des Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen im Rahmen des Programms „Heimatscheck“, durch viele private Spenden sowie mit der handwerklichen Unterstützung vieler Oberkasseler Bürger möglich geworden. Das Projekt hat eine geschichtliche Bedeutung, indem es den folgenden Generationen ein Mahnmal zur Wahrung des Friedens darstellen wird und den sinnlosen Oberkasseler Opfern von Krieg und Gewalt eine Erinnerungsstätte liefert – zwischen 1939 und 1945 starben insgesamt 304 Oberkasseler Mitbürgerinnen und Mitbürger, deren Namen nun stellvertretend für die vielen ungenannten Opfer auf einer neu erstellten Wand am Mahnmal angebracht wurden.

Wir bedanken uns an dieser Stelle noch einmal bei allen Unterstützern und Förderern, die uns über viele Jahre bei der Umsetzung dieses Projektes geholfen haben.

Möge das Mahnmal seine mahnende Botschaft zur Wahrung des Friedens dieser und den nächsten Generationen immer vor Augen halten.


Mit Unterstützung des:


Antrag vom 16. September 2015

Der Heimatverein Oberkassel beabsichtigt das Ehrenmal in Oberkassel um die Namen der Gefallenen des Zweiten Weltkrieges zu erweitern.

Seit dem Ende des 2. Weltkrieges wird in der Oberkasseler Bevölkerung schmerzlich vermisst, auf dem Ehrenmal (von 1932) auch die Namen der Opfer dieses Krieges verewigt zu sehen. Auch vor 1932 befand sich vor Ort bereits ein Ehrenmal, das den Gefallenen des deutsch-französischen Krieges gewidmet war. Im Zuge der Instandsetzung und Umgestaltung des Ehrenmals in den 60er Jahren erwies sich das Problem der Namenszeichnung „allein schon in finanzieller Hinsicht“ als unlösbar (Oberkasseler Zeitung. Nr. 10, 10.3.1961).

Der Heimatverein Bonn-Oberkassel möchte diesen lang gehegten Wunsch der Oberkassler wieder aufgreifen. Der 1. Vorsitzende, Sebastian Freistedt, unterstützt durch Dr. Ansgar Klein, hat mittlerweile eine fundierte Opferliste zusammengestellt, die er am 16. November 2014 bei seiner Rede zum Volkstrauertag vor dem Ehrenmal präsentiert hat.

Zur Finanzierung schlägt der Heimatverein eine Spendenaktion mit einem Appell an die Bevölkerung und potente Sponsoren vor, dieses Projekt zu unterstützen. Die Namenszeichnung sollte auf einer weiteren seitlichen Mauer vorgenommen werden. Diese Mauer war bei der Eröffnung des Ehrenmals bereits vorhanden, und wurde später leider wieder entfernt. Da das Ehrenmal auch in der Vergangenheit baulich verändert wurde (z.B. niedrigere Mauer zur Königswinterer Straße hin, Zugang zum Park, usw.), könnte eine seitliche Mauer neben dem Zugang zum Park (siehe beiliegende Skizzen) die beste Lösung sein.

In ihrer Sitzung am 28. Oktober 2015 hat die Bezirksvertretung den Antrag des Heimatvereins Oberkassel auf Erweiterung des Ehrenmals genehmigt.

Anhang zum Antrag


Lageplan M.=1:1500 [»]


Grundriss [»]


Isometrie [»]


Liste der Gefallenen [»]
(Stand: März 2016)


Stellungnahme der Verwaltung


21.10.2015
Drucksache 1512928ST3 [»]


Beschluss der Bezirksvertretung


02.11.2015
Drucksache 1512928EB4 [»]


Pressemeldungen rund um das Projekt


10.05.2019
Das neue Ehrenmal in Oberkassel ist eingeweiht [»]
General-Anzeiger Bonn


23.01.2016
300 neue Namen am Ehrenmal [»]
General-Anzeiger Bonn


30.10.2015
Debatte um Oberkasseler Ehrenmal [»]
General-Anzeiger Bonn


24./25.10.2015
Eine Mauer für 300 Namen [»]
General-Anzeiger Bonn


Abb. 1: Oberkasseler Mahnmal vor Niederlegung der seitlichen Mauer. Quelle: Archiv Heimatverein Oberkassel, 01 Oberkassel, Bestand II, 0155

Abb. 2: Oberkasseler Mahnmal – Zustand 2015

Abb. 3: Oberkasseler Mahnmal – Zustand 2015

Abb. 4: Oberkasseler Mahnmal – Zustand 2019
Foto: Klaus Großjohann